Die Urfttalsperre

Die Urfttalsperre wurde als erste Talsperre in der Eifel von 1900 bis 1905 errichtet. Unmittelbar nach ihrer Fertigstellung war sie die größte Talsperre in Europa. Die Urfttalsperre ist eng mit dem Namen Otto Intze verbunden. Der Aachener Professor Otto Intze hat die Urfttalsperre geplant, berechnet und hat den Bau des Bauwerkes mit begleitet. Otto Intze hat die Grundlagen für den Talsperrenbau geschaffen. Er war nicht nur Wissenschaftler, sondern hat den Bau von Talsperren in die Praxis umgesetzt. Unter seiner Leitung oder nach seinem Prinzip wurden von 1898 bis 1914 im Deutschen Reich über 40 Talsperren errichtet, wobei die Urftalsperre die größte Talsperre war, die von Professor Intze geplant wurde.

 

Das Intze-Prinzip: Eine Talsperre nach dem Intze-Prinzip hat folgende Eigenschaften:

  • sie ist eine Gewichtsstaumauer und fast dreieckförmig;
  • die Mauer besteht aus Bruchsteinmauerwerk und ist mit relativ viel Mörtel vermauert;
  • der Grundriss der Talsperre ist nicht gerade, sondern bogenförmig zur Wasserseite ausgebildet;
  • sie ist auf der Wasserseite im oberen Bereich mit einem Vorsatzmauerwerk versehen;
  • sie hat im eingestauten Wasser im unteren Bereich einen Lehmkeil (Intze-Keil).
  • Die Abdichtung ist auf der Wasserseite mit einem Zementputz erfolgt. Darüber ist noch ein Asphaltanstrich aufgebracht.
  • Sollte doch Wasser die Abdichtung durchdringen, befinden sich auf der Luftseite vertikale Drainagen aus Tonrohren, die das Wasser ableiten können.

Bild links zeigt die Luftseite der Urfttalsperre

Wenn man heute (bis 31.12.2005 nur am Wochenende möglich) die Talsperre begeht, hat man den Eindruck, dass das Absperrbauwerk wesentlich länger sein muss. Professor Intze hat die Talsperre so geschickt in das Urfttal eingebettet, so das lediglich nur eine geringe Talsperrenlänge notwendig war. Die in Fließrichtung rechts gelegene Abtreppung, auf der das Wasser bei Hochwasser abfließt ist ein natürlicher Höhenrücken. Die eigentliche Talsperre befindet sich weiter westlich und ist tatsächlich relativ kurz.
Einige Technische Daten der Talsperre:
Kronenhöhe 324,0 m über NN
Kronenbreite 6,0 m
Kronenlänge: 226 m
Krümmungsradius: 200 m
Größte Höhe der Talsperre über Sohle: 58,5 m
Fußbreite: 50,5 m

Um während der Bauzeit das Wasser der Urft abführen zu können, wurde in der Nähe der Kaskaden ein 150 m langer Stollen gebaut.

Vom Bahnhof Gemünd bis zur Baustelle wurde eigens eine Eisenbahn verlegt. So konnten die Bauarbeiter und das Material relativ kostengünstig zur Baustelle transportiert werden. Die Bauleitung war in einem exklusiven Waggon mit einer hervorragenden Ausstattung untergebracht.

 

 

 

 

 

 

Zusammen mit der Urfttalsperre wurde seitlich durch den Höhenrücken des Kermeters ein Stollen bis kurz vor Heimbach getrieben. Vom Ende des Stollens wurden zwei Stahlrohre im Hang bis zum Rurtal verlegt. Die Rohre enden am Kraftwerk Heimbach unmittelbar an der Rur. Durch diese Baumassnahme können 110 m Fallhöhe genutzt werden.

 

Das Kraftwerk Heimbach nahm ebenfalls im Jahr 1905 den Betrieb auf. Durch den Stollen und über die zwei Stahlleitungen konnten 16 m3/s Wasser den Turbinen zulaufen. Bei Inbetriebnahme waren dies 8 Francis-Turbinen die Leistung von 12.000 KW erbrachten. Heute versehen 2 Francisturbinen mit einer max. Leistung von 16.000 KW ihren Dienst und nutzen 18 m3/s Urftwasser zur Stromerzeugung.

Noch heute hat dieses Bauwerk seinen besonderen Reiz. In der Giebelfläche ist mittig symbolhaft die Stromerzeugung mit Turbine, Welle, Leit- und Laufschaufeln dargestellt. Von hier gehen Linien aus, die die Elektrizität symbolisieren.

Das Kraftwerk Heimbach, das durch Wasser aus der Urfttalsperre beschickt wird, war nach seiner Inbetriebnahme das größte Wasserkraftwerk in Europa.

Unbestritten ist das Kraftwerk Heimbach das schönste Jugendstilkraftwerk in Deutschland. Wenn man zum ersten mal vor dem Baukörper steht, denkt man unwillkürlich an einen modernen Kirchenbau. Zwei der alten Maschinen sind noch im Kraftwerk vorhanden und können besichtigt werden. Als eine besonderere Attraktion ist jedoch die alte Schaltanlage, die in der Maschinenhalle ebenfalls zu besichtigen ist.

Auch wenn man mit dem Bau der Urfttalsperre zunächst nur die Urft bändigen und somit der Hochwassergefahr nur bedingt begegnen konnte, so war man jedoch in der Lage durch die Stromgewinnung die hohen Kosten des Talsperrenbauwerks schnell zu amortisieren.